Es klingt nach einem Datum in ferner Zukunft und ist doch fast die Gegenwart. Mit dem Kohleausstieg im Tagebau Hambach Ende 2029 nimmt das Thema Wassertransportleitung Fahrt auf. Vor drei Jahren ging RWE noch davon aus, dass ab 2030 nur so viel Wasser aus dem Rhein entnommen werden muss, dass die Feuchtgebiete von Maas-Schwalm-Nette gesichert und ab 2039 der Restsee Garzweiler geflutet wird. Die Trasse für die Transportleitung wurde daher über einen Plan, der im Braunkohlenausschuss einstimmig (mit Grünen und Naturschutzverbänden) beschlossen wurde, gesichert. Die Arbeit des Arbeitskreises RWTL (Rheinwassertransportleitung) war damit abgeschlossen.
Mit dem Kohleausstiegsgesetz haben sich nun aber die Rahmenbedingungen geändert: Hambach muss gleichzeitig versorgt werden, nicht erst 2045. Mehr als ambitioniert, denn ein solches Projekt in weniger als 9 Jahren durch alle Genehmigungsstufen und die Bauphase zu drücken, gab es noch nie. Ein neuer Arbeitskreis RWTL wurde von der Bezirksregierung in Köln gegründet, diesmal sogar unter grüner Leitung und aufgrund geänderter Mehrheiten mit 2 Grünen (neben Horst Lambertz als AK-Vorsitzendem ist auch Ute Sickelmann aus dem Regionalrat Düsseldorf benannt worden).
Die Suche nach einer völlig separaten Leitung mit einer Hambach-Trasse im dichtbesiedelten Raum südlich von Köln wäre absurd und wurde verworfen. Der Plan ist, die vorhandene Trasse zu verwenden, um beide Seen und die Feuchtgebiete mit Rheinwasser zu versorgen. Dabei gibt es allerdings einen Haken: Der Hambach-See wird aufgrund seiner Tiefe und seiner Ausdehnung mehr als das doppelte Volumen von Garzweiler haben und benötigt daher, auch aufgrund der Versickerung, eine Zuleitung von mehr als der dreifachen Wassermenge.
Die Bündelungsleitung von Dormagen bis zum Abzweig bei Frimmersdorf muss daher deutlich erweitert werden. RWE plant jetzt drei Leitungen à 2,2 Meter mit 18 m³/s und eine Leitung von Frimmersdorf bis Elsdorf von 2 Leitungen des gleichen Durchmessers mit 13,8 m³/s. Und dabei kommt es zu einem Problem: RWE geht im Widerspruch zur Leitentscheidung der Landesregierung mit 40 Jahren Füllzeit in Hambach von 60 Jahren aus. Das ist inakzeptabel für die Anwohner wie für die Bezirksregierung Köln.
Horst Lambertz, Vorsitzender des Arbeitskreises dazu: „Die Konsequenz muss sein: mehr oder größere Rohre! Wie solche Entnahmemengen bei einer von der Zentralkommission Rhein auf maximal einen Zentimeter begrenzten maximalen Absenkung des Rheinpegels ab einem Mindestpegel von 147 cm erreicht werden können, ist besonders unter sich ändernden Klimabedingungen völlig unklar.“
Schon jetzt finden daher Gespräche zwischen Landes- und Bundesregierung über eine erhöhte Entnahmemenge in Abhängigkeit vom Rheinpegel statt.
Es bleibt also trotz Kohleausstieg spannend.